FAQ

Alles rund um die Oberleitung

Die häufigsten Fragen einmal zusammengefasst. Noch etwas unklar? Kontaktiere uns!

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Ein Lkw mit diesel-hybridem oder batterieelektrischem Antrieb, welcher mit einem Pantographen (Stromabnehmer) ausgerüstet wird, kann während der Fahrt seinen Elektromotor über eine Oberleitung versorgen und gleichzeitig seine Batterie aufladen. Hierfür stellt der Pantograph Kontakt mit den zwei Fahrdrähten (Plus- und Minuspol) der Oberleitung her und kann so mit nur geringen Verlusten laden. Endet die Oberleitung oder verlässt der Lkw den rechten Fahrstreifen (z.B. zum Überholen), wird der Pantograph eingefahren und der Antrieb wird aus der Batterie gespeist.

Seit dem 19. Jahrhundert werden Oberleitungssysteme bereits genutzt, um den Schienenverkehr umweltfreundlich zu gestalten. Im Straßengüterverkehr wird jedoch immer noch hauptsächlich Diesel verwendet, wodurch der Gütertransport hier für mehr als 35 % der mobilitätsbezogenen Emissionen verantwortlich ist. Da es aufgrund von Kapazitätsgrenzen und fehlenden Bahnanbindungen nicht möglich ist, alles vollständig auf die Schiene zu verlagern, werden auch hier umweltfreundliche Alternativen benötigt. Oberleitungssysteme bieten eine erprobte Lösung, da der Strom aus bis zu 100 % erneuerbaren Quellen kommen kann. Das Oberleitungssystem stellt somit einen Beitrag zur Elektrifizierung der Mobilität dar um den Straßengüterverkehr umweltfreundlicher zu gestalten.

Schwere Nutzfahrzeuge im Langstreckengüterverkehr benötigen für eine akzeptable Reichweite große Batterien mit aktuell über 600 kWh Energieinhalt. Eine
Stromversorgung während der Fahrt ermöglicht eine Reduktion dieser Batteriegröße, da diese nur noch für kürzere Strecken abseits der Oberleitung benötigt wird,
beispielsweise für Abschnitte zwischen Autobahn und Logistikzentrum. An Autobahnraststätten liegt bereits heute ein Mangel an Stellplätzen für Lkw vor. Da für den Aufbau
von Ladepunkten zusätzlicher Platzbedarf besteht, würde sich die Anzahl der verfügbaren Stellplätze weiter reduzieren. Da die Oberleitung das Laden während der Fahrt
ermöglicht, ist der Fahrer flexibler bei der Stellplatzwahl.

Verschiedene wissenschaftliche Studien sind zu dem Ergebnis gekommen, dass durch Oberleitungen auf rund 30 % des deutschen Autobahnnetzes bereits etwa 80 % der
schweren Lkw mit Pantographen fahren könnten. Dabei würden vor allem vielfrequentierte Strecken ausgestattet werden. Der Umfang liegt bei 3.200 bis 4.000
Kilometern.¹

¹ StratON – Bewertung und Einführungsstrategien für oberleitungsgebundene schwere Nutzfahrzeuge, Endbericht, 2020

Um Kollisionen mit den an der Fahrbahn platzierten Masten zu vermeiden, werden Leitplanken der höchsten Schutzklasse installiert. Gegen Gefahren, die vom
elektrischen Strom ausgehen, können die etablierten Schutzmaßnahmen des Schienenverkehrs übernommen werden. Die entstehenden elektromagnetischen Felder sind
nicht gesundheitsgefährdend und fallen schwächer aus als beispielsweise bei Straßenbahnen. Die Emissionen liegen weit unterhalb der zulässigen Grenz- und Richtwerte.
Auch ist die Wahrscheinlichkeit eines Leitungsrisses sehr gering. Sollte es dennoch dazu kommen, sorgt ein spezieller Schutzmechanismus für die sofortige Abschaltung
des Stroms. Zusätzlich verhindert die Bauweise des Oberleitungssystems das Hereinragen eines gerissenen Fahrdrahts in den Verkehrsraum. Somit können auch andere
Verkehrsteilnehmer problemlos unterhalb der Oberleitung fahren, sodass keine Einschränkungen in der Verkehrsraumnutzung zu erwarten sind.